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ÜBER MICH

 

Soweit ich mich erinnern kann, hat es bei uns zuhause schon immer ein Klavier gegeben, genauer gesagt, drei Flügel. Meine Eltern, beide Pianisten, spielten viel zusammen und unterrichteten auch zuhause.

Also wuchsen mein Bruder und ich ganz selbstverständlich mit klassischen Klängen auf. Wir kicherten über andere Kinder, weil sie lieber Weihnachtslieder als Bartóks “Mikrokosmos” spielen wollten. Abwechselnd hatte ich mal bei meiner Mutter, dann wieder bei meinem Vater Unterricht, und irgendwann war klar, dass ich auch Musikerin werden würde.

Ich fing das Musikstudium bei meinem Vater Gregor an, der unterdessen Professor an der Musikhochschule Münster war. Zwar hatten die “Jugend musiziert“ -Wettbewerbe meinen Ehrgeiz immer mal wieder phasenweise angestachelt, aber die tägliche Routine, über viele Jahre hinweg mehrere Stunden zu üben, lernte ich erst im Studium richtig kennen und lieben.Also übte und lernte ich viel, und die Begeisterung meines Vaters für Franz Liszt übertrug sich auf mich. Wie schon erwähnt (siehe “Meine Inspiration”), habe ich durch die ständige Beschäftigung mit Liszts Werken viel über die “Choreografie der Hände“ gelernt, über Liszts Art, Melodie und Begleitung, die “Dekoration“, auf beide Hände zu verteilen. Seine rassige, temperamentvolle, rauschende Musik ließen mir 5 -6 Stunden tägliches Üben äusserst kurzweilig erscheinen. Mein bei Liszt erworbenes technisches Know-how half mir außerdem, mir auch die Werke anderer Komponisten leichter zu erarbeiten.

In diesen Jahren hörte ich eines Tages zum ersten Mal Schostakowitschs Cellokonzert, und das war dann der zweite Donnerschlag, die zweite Begegnung mit einem Komponisten der elektrisierenden Art. Sie hat mich dazu bewegt, sein gesamtes Klavierwerk zu lernen und später dann auch einzuspielen.

Meine Eltern hatten beide bei Conrad Hansen studiert und immer wieder von diesem „Wundermann“ geschwärmt. Da lag es nahe, dass ich den Meister auch einmal persönlich kennenlernen und ihm vorspielen wollte. Der rundliche, kleine Herr mit den buschigen Augenbrauen und der tiefen Stimme erinnerte mich an Brahms oder an den Weihnachtsmann ohne Bart. Aber als er sich dann ans Klavier setzte und zu spielen begann, war ich sofort und nachhaltig tief beeindruckt. So entstand mit den Jahren eine wunderbare Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen uns. Unvergesslich die Sommerkurse in Schloss Hasselburg und seine Unterrichtsstunden in Hamburg mit anschließendem Kuchenessen. Instinktiv war mir klar, dass ich durch Hansen etwas sehr Wertvolles für mein eigenes Leben mitbekam: Die Prägung eines Pianisten, der noch bei Edwin Fischer gelernt und mit Wilhelm Furtwängler musiziert hatte. Die Aura eines der letzten Vertreter der alten “deutschen Musikertradition“. Nur zu gern spielte ich für ihn an seinem 90.sten Geburtstag, wie er sich das gewünscht hatte, die “Puppentänze” von Schostakowitsch.

Nach der “künstlerischen Reifeprüfung“ - damals hieß das noch so, was ich eigentlich schöner finde als das unpersönliche “Master ”-, studierte ich an der Musikhochschule Detmold bei einer anderen Vertreterin dieser alten Tradition. Bei Frau Prof. Kretschmar- Fischer, ebenfalls eine ehemalige Schülerin von Hansen, lernte ich viel über (guten) Geschmack, Form - und Feingefühl, und auch darüber, wie wichtig gutes Selbstvertrauen ist im “mörderischen” Berufsleben eines Musikers.
Während dieser Zeit gewann ich Preise und Diplome an einigen Wettbewerben (u.a beim Schubert-Wettbewerb, Busoni Wettbewerb und Chopin- Wettbewerb/ Köln), jedoch war die wichtigste Erfahrung und Etappe das zweimalige Absolvieren der über ein ganzes Jahr laufenden deutschlandweiten Tourneen im Rahmen des vom deutschen Musikrat getragenen Projektes: Bundesauswahl Konzerte junger Künstler.

Ich schloss das Studium 1990 mit dem Konzertexamen mit Auszeichnung ab.

Seit 1992 bin ich Professorin für Klavier an der HfMT Hamburg. Von 2000 bis 2010 unterbrach ich dort meine Lehrtätigkeit. Ich lebte mit meiner Familie in der Heimat meines Mannes, in Italien. Dort habe ich mich ebenfalls vielen kreativen Prozessen und manchem „cross over“ Projekt gewidmet, weiterhin unterrichtet, geübt, gespielt und wie immer viel gelernt. Denn das Lernen ist meine Passion! (Das Unterrichten ebenfalls) Mittlerweile leben wir wieder in Hamburg und ich betreue mit grosser Freude meine Klavierklasse, eine internationale, bunte Mischung aus Studierenden mit Hauptfach Klavier und solchen, die Klavierunterricht im Rahmen ihres Studiums bekommen, wie Kirchenmusik, Schulmusik, Dirigieren oder Komposition.

Durch eine chronische Erkrankung ist die Beweglichkeit meiner rechten Hand etwas eingeschränkt. Daher spiele ich kaum noch solistisch, nach wie vor aber sehr gerne Kammermusik und vierhändig.

AUSGEWÄHLTE
DISKOGRAPHIE

 
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...Es wird bei den 24 Präludien und Fugen immer über die Aufnahmen von Keith Jarrett und Vladimir Ashkenazy gesprochen. Diesen Einspielungen ist die von Caroline Weichert doch vorzuziehen, denn die Pianistin findet den richtigen Zugang zwischen einfacher Klangschönheit und dem virtuosen Zugriff einiger der Präludien und Fugen. Dabei ist ihr Spiel wunderbar transparent gehalten, wo es Sinn macht,..... oder aber auch vehement brausend und majestätisch. ... Insgesamt eine wunderbare Aufnahme, die einem den Überblick über das gesamte Klavierwerk von Dmitri Schostakowitsch in einer durchweg hervorragenden Interpretation bietet.

Carsten Dürer (piano- news)

...eine gelungene Aufnahme mit der Pianistin Caroline Weichert... seine „Partita for piano“ etwa gelingt ihr als charmantes Virtuosenstück...Auch bei Stücken wie der „Suite No. 3 for the left hand“ oder den über 20 Minuten langen Variationen über ein „Dorisches Thema“ greift die Conrad-Hansen- Schülerin (die heute selbst Dozentin an der Hamburger Musikhochschule ist) selbstbewusst und präzise zu. Ideal für dieses Programm: Schulhoff war eben kein Jazzer, sondern rang mit vielen Einflüssen seiner Zeit, versuchte sich in Umbrüchen und Widersprüchen zu finden, was ihm nicht immer gelang. Doch genau dieser Kampf macht seine Musik so aufregend und modern. Werner Theurich

- Spiegel Online, März 2012


Caroline Weichert met en scène la multitude des expressions ... (qui). ..prennent sous ses doigts tout leur sens. Caroline Weichert joue avec une intuition poétique ...et compose un portrait racé et profondément chaleureux du compositeur. [...] Beaucoup de chaleur, de couleurs. Superbe définition. Stéphane Friédérich

— CHOC Classica Mai 2012

Caroline Weichert perfectly capturing the mood without moving outside her classical training. The recorded sound is just as outstanding as the previous release, and if you are just coming to Schulhoff, it is that release that makes an ideal starting point. © David’s Review Corner

David Denton, Juli 2013

Caroline Weichert ist eine Schulhoff-Interpretin höchster Güte; der Ton des Ironisch-Raffinierten liegt ihr ebenso wie der Jazz in Schulhoffs Klavierwerken. Sie weiß kongenial die agogischen Rückungen zu realisieren ebenso wie die lyrischen und ironischen Facetten der Musik. © 2019 www.klassik.com.

Dr. Jürgen Schaarwächter, www.klassik.com, January 2019